Brasilien, auf dem Weg ins Pantanal
Es ist Wochenende. In Brasilien sehr schwer ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten zu finden. Die Einheimischen kommen mit ihren riesigen Lautsprechern, stellen sich nebeneinander und drehen ihre sehr schlechte, elektronische Radio, Pop, Rap, Technomusik voll auf. Dabei wird nicht getanzt, sondern gegrillt und sich angeschrien, weil halt laut. ???
Wir stehen an einem schönen Fluss, ein herrlicher Morgen, aber nicht lange. Ruck Zuck sind wir umzingelt und die lautsprechenden Boxen geben alles. Die Hälfte davon übersteuert und verzerrt. Wir probieren es mal mit Gedult, aber es ist nicht zum Aushalten. Wir geben auf, packen zusammen und fahren weiter.
Hey, lass uns zu dem Platz am Hafen fahren, der kostet zwar was, aber der ist ruhig und da waren wir letztes Jahr allein. Keiner hat Lust zu fahren, aber jeder will heut irgendwie echt seine Ruh.
60Km weiter, fahren wir zum Hafen und stehen Mitten in einem Camper Festival mit 400 Wohnmobilen. Wir, die einzigen Ausländer. Herzlich Willkommen. Parken direkt neben dem Softeisstand, erste Adresse. Dann geht’s sofort los mit kennenlernen, schön dass ihr hier seid, waas Alemania, 7 zu 1 damals, wohin, woher, wie lange, aah 6 Zylinder, schön, dass ihr mein Land bereist, …
Wir hatten einen sehr lustigen Tag und mit Krokant schmeckt das Eis am Besten.
Auf dem Weg ins Pantanal machen wir in der letzten Stadt (…und einzigen im Umkreis von …?) den Kühlschrank voll, tanken Wasser und Diesel. Voll motiviert geht’s Richtung Sumpf.
20 km ausserhalb von Miranda haben wir keinen Druck mehr auf dem Kupplungspedal und es bleibt später sogar unten hängen. Na prima. Check hier, check da und dort auch nochmal…
…und dann hab ichs, und schon geht’s los…
Der Kupplungsnehmer ist wohl kaputt!
Was ist das?
Ein kleiner Zylinder!
Was macht der?
Kuppeln!
Warum isser kaputt?
Nicht mehr dicht!
Und jetzt?
Brauchen wir nen Neuen!
Und wo bekommen wir den her?
Vom brasilianischen Kupplungsnehmer Fachhändler deines Vertrauens!
Papa?
In Miranda!
Und wenn nicht?
Bau ich einen!
Wirklich?
Nein!
Wie kommen wir zurück in die Stadt?
— STILLE —
Mit Geduld!
Echt?
Mit Geduld und viel Glück!
Nach einer Stunde harter Arbeit (… und viel Glück) haben wir minimalen Druck.
Gang rein und ab, zurück in die Stadt.
Dort angekommen ist es Samstagnachmittag, nix geht mehr. Zuckeln zu einem Übernachtungsplatz. Reicht dann auch für heut. Stellen erst später fest, dass wir ne Disko in der Nähe haben. Laute Nacht.
—
Sonntagmorgen 9 Uhr. Dumpfe Techno Musik vom Gelände gegenüber.
Jaja die Brasilianer, gell.
Es wird immer lauter, immer mehr Autos kommen sogar mit Anhängern.
Wir laufen rüber, am Eingang steht ein Wachmann.
Auf einmal kommt ein Auto mit geöffneter Kofferraumklappe angefahren. Wir sehen nur noch schwarz und es wooft aus dem Heck.
Der Fahrer gibt dem Wachmann zwei Flaschen Sonnenblumenöl als Eintritt und fährt rein.
Es ist ein Car Bass Battle Festival. Er lässt uns mal reinschauen.
50 Autos, oder Anhänger, stehen direkt nebeneinander und drehen ihren Bass voll auf.
Wir laufen in die Nähe, die Lautstärke bzw. das Bassvibrieren zerreißt einen förmlich.
Emil rennt kreidebleich davon.
10 Stunden Technobass is ne harte Nummer.
…von vorne…
…von hinten.
Das ist ein Kupplungsnehmer und der ist jetzt kaputt.
Montags waren wir dann beim richtigen Mann. Neues Teil bestellt, geliefert und noch am selben Tag eingebaut. Perfecto
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